5 Tipps für Motorradfahrer im Winter | So kommst du sicher ans Ziel

  • 4 Jahren vor
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Tipps für Fahrten im Winter

Im Winter mit dem Motorrad zu fahren unterscheidet sich stark von Sommerfahrten. Wir haben fünf hilfreiche Tipps für euch!

Wer sein Bike im Winter nicht stehen lässt, sondern auch bei geringen Temperaturen rausfährt, sollte ein paar Punkte beachten. Sicherheit steht immer an vorderster Stelle. Genau deswegen haben wir ein paar Tipps für euch gesammelt, damit ihr sicher durch die kalte Jahreszeit kommt.

 

Tipp 1: Richtige Kleidung für mehr Bewegungsfreiheit

Extrem wichtig ist die korrekte Kleidung in den Wintermonaten. Es liegt gar nicht daran, dass ihr einfach ein Kältegefühl verspürt und euch nicht wohlfühlt. Vielmehr geht es darum, stets aktionsbereit zu sein und schnelle Bewegungen ausführen zu können. Gerade im Winter friert die rechte Hand schnell, weil sie dauerhaft im Wind steht und kann nur im Stand heruntergenommen werden. Der dauerhafte kalte Fahrtwind, vielleicht sogar noch ein paar Tropfen Regen, frieren die Hand regelrecht ein. Das ist fatal, wenn ihr schnell Bremsen müsst: Die kalten Finger ragen nur in Zeitlupe zum Bremsgriff – Dann ist es schon zu spät, bevor ihr überhaupt angefangen habt zu bremsen.

 

 

Griffheizungen sind die erste Option, um dem vorzubeugen. Das Problem: Sie wärmen die Hand fast nur auf der Innenseite. Die Rückhand und Fingerkuppen bleiben aber im eisigen Wind. Besser ist es, die Hand bestmöglich vor Wind zu schützen. Das klappt unter anderem mit Winterhandschuhen gut. Sie weisen den Wind ab und sind von innen noch gefüttert. Alternativ können wir euch Unterziehhandschuhe ans Herz legen. Sie beeinflussen die Bewegungsfreiheit nicht so stark wie ein dicker Winterhandschuh, schaffen aber auch ein kleines Wärmepolster im Handschuh.

 

Griffheizung & Winterhandschuhe
Griffheizung und Winterhandschuhe

 

Insgesamt sollte Leder im Winter eher vermieden werden. Wer einmal im kalten Leder gefahren ist, wird wissen, wie sehr das kalte Leder den Körper auskühlt. Außerdem wird es bei Kälte härter und hindert euch an Bewegungen. In den kalten Monaten sollte also möglichst eine Textilkombi getragen werden. Gut wir verstehen auch: Ein Sportlerfahrer, der im Winter nur drei bis vier Ausfahrten antritt, wird dafür nicht extra eine neue Kombi zulegen. Praktisch sind auch Regenkombis. Die schützen nicht nur vor Regentropfen, sondern halten euch den Wind vom Körper.

 

           

 

Wichtiger ist aber, was ihr unter der Kombi trage. Baumwolle hält zwar auf den ersten Metern schön warm, zieht Feuchtigkeit aber regelrecht an. Feuchtigkeit im kalten Fahrtwind? – Nein Danke! Besser ist es, wenn ihr wärmende Funktionsunterwäsche tragt – falls nötig, sogar zwei übereinander! Gute Funktionskleidung kostet zwar auch schnell über 40 Euro, eure Sicherheit und ein gutes Gefühl während der Fahrt sollte die paar Euros aber wert sein. Auch Funktionssocken sind sehr hilfreich. Sie speichern nicht nur die Wärme, sondern können auch atmen. Der größte Fehler, den ihr mit Membranstiefeln machen könnt, ist es, dicke Baumwollsocken darin zu tragen. Sie führen zu enormer Schweißproduktion und saugen die Feuchtigkeit dann auf. Die Membran kann aber nur den Dunst nach außen durchlassen, aber keine ganzen Tropfen. Nach ein paar Minuten steht das Wasser förmlich im Schuh und ihr friert.

Eins sollte euch klar sein: Nackte Haut sollte bestmöglich abgeschirmt werden. Am kritischsten sind der Hals und das Gesicht. Für den Hals raten wir zu einem dicken Halstuch oder besser einer Halskrause. Stopft es oben in die Kombi herein, damit kein Spalt offenbleibt. Das Helmvisier ist während der Fahrt natürlich auch geschlossen – und zwar vollständig. Wer Probleme mit einer beschlagenen Scheibe hat, sollte sich nach einem Pinlock umsehen. Falls der Helm keines unterstützt, gibt es auch Antibeschlagsprays, damit haben wir aber noch keine Erfahrungen gemacht.

 

           

 

Tipp 2: Asphaltzustand lesen

Damit ihr sicher von A nach B kommt, müsst ihr im Winter extrem vorausschauend fahren. Versucht, den Asphalt wie ein Buch zu lesen. Erkennt Strukturen, sucht trockene Stellen, meidet Bereiche, die sich farbig abheben. Eure größten Feinde sind schimmernde, glitzernde Stellen: Dort wartet blankes Eis auf euch, welches euch mit dem Motorrad blitzartig Richtung Boden holt. Ein guter Indikator ist auch euer Fuß. Lasst ihn hin und wieder mit der Sohle über den Asphalt schleifen. Wenn ihr spürt, dass er einfach glatt über den nassen Boden gleitet, ist besondere Vorsicht angesagt. Wenn ihr Unebenheiten oder andere Strukturen bemerkt, kann sich der Reifen auch recht gut festhalten – ein gutes Zeichen! Seht auch immer wieder an den Fahrbahnrand. Wenn das Gras nicht mehr braun-grün ist, sondern in ins hellgrüne wechselt, setzt Frost ein. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis ihr auf eisglatten Asphalt stoßt

 

 

Straße im Winter
Das sieht zwar schön aus, der Reifen hat aber trotzdem wenig Grip!

 

Wir alle wissen: im Regen haben wir weniger Halt als auf trockener Fahrbahn. Darauf können wir uns gut einstellen. Viel schwieriger ist es in Mischbedingungen, hier wechseln die Asphalteigenschaften im Sekundentakt. Wenn jetzt noch ein wenig Schmutz dazu kommt, seid ihr besser etwas vorsichtiger mit dem Gas. Eine weitere Gefahrenquelle sind Bäche, die schräg über die Fahrbahn verlaufen. Dort sammelt sich kurzzeitig sehr viel Wasser unter eurem Reifen. Meist sogar mehr als bei Starkregen. Wenn ihr zu schnell unterwegs sein, kann das Reifenprofil das Wasser nicht verdrängen und ihr schwimmt auf. Mit Glück klappt alles , mit Pech liegt ihr auf der Nase. Deshalb nehmt bewusst Geschwindigkeit raus und richtet das Motorrad möglichst aufrecht aus, um durch solche Bäche zu fahren.

 

Tipp 3: Reifen an den Winter anpassen

Mit dem richtigen Reifen fühlt sich eine Fahrt im Winter schon wesentlich entspannter an. Natürlich sollten Sportreifen im Winter absolut nicht gefahren werden. Wir haben letztes Jahr den Heidenau K73 als M+S-Reifen ausprobiert und waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Er fährt bei kalten Temperaturen unter fünf Grad Celsius absolut sicher. Nur, wenn ihm zu warm wird, kommt er ins Schwimmen – Das liegt an der sehr weichen Mischung. Im Winter helfen euch besonders weiche Gummis, weil sie viel walken und dadurch Temperatur aufbauen.

 

Heidenau K73 im Winter
M+S Reifen sind zwar keine Pflicht, aber sehr sinnvoll

 

Auch wichtig ist der richtige Reifendruck. Viele machen den Fehler und senken den Druck im Reifen. Damit wird zwar die Auflagefläche theoretisch größer, in der Praxis habt ihr aber keinen Erfolg. Heutige Karkassen sind aber in der Regel recht hart, sodass sich die Auflagefläche nahezu gar nicht ändert. Etwas mehr Druck im Reifen hilft euch hingegen, Temperatur aufzubauen, weil die Temperatur bei konstantem Volumen proportional zum Druck steigt. Zu viel Physik? Einfach erklärt heißt das: Euer Reifen bläst sich nicht auf, wenn ihr den Druck von 2,4 auf 2,6 Bar erhöht. Die Temperatur des Gases im Inneren steigt aber im gleichen Verhältnis. Für alle Neulinge der Reifenkunde: Temperatur im Reifen ist gut und bringt euch Grip. Deswegen arbeiten Rennfahrer auch mit Heizdecken vor der Fahrt.

Leider funktioniert das Gesetz auch in umgekehrte Richtung. Wenn sich die Temperatur verringert, fällt der Reifendruck. Wenn ihr also zuletzt im Sommer den Reifendruck gecheckt habt und jetzt bei 0 Grad rausfahrt, habt ihr viel zu wenig Reifendruck! Die erste Fahrt führt also auf direktem Weg zur Tankstelle. Dort stellt ihr den Druck korrekt ein, dann geht es weiter. Der Reifenhersteller liefert generell gute Richtwerte für einen passenden Reifendruck. Geht lieber 0,1 Bar drüber als drunter.

 

     

 

Tipp 4: Putzen, putzen, putzen

Nicht nur ihr müsst im Winter leiden: auch euer Motorrad würde lieber im Sommer auf trockenem Asphalt fahren und Fliegen auf der Verkleidung sammeln. Im Winter kämpft das Motorrad mit dem vielen Salz auf der Straße. Es verunstaltet nicht nur euren Krümmer, es zerfrisst auch Gummidichtungen, Leitungen, Lager und viele andere Bauteile.

 

Kettenpflege Motorrad Winter
Besonders die Kette leidet im Winter stark

 

Kurzzeitig macht das dem Bike nicht viel aus. Wenn das Salz aber lange Zeit an einer Dichtung sitzt, wird diese spröde und dichtet nicht mehr ab. Vor allem die stolzesten Ganzjahresfahrer, die beide jedem noch so schlechten Wetter auf das geliebte Motorrad hüpfen, sollten das wissen: Nach der Fahrt erfährt das Motorrad bitte eine gründliche Wäsche. Es geht gar nicht darum, den Tank auf Hochglanz zu polieren, sondern die mechanischen Bauteile bestmöglich zu schonen. Im Übrigen freut sich auch eure Kombi über eine schonende Wäsche. Sie wird euch danken und vielleicht das ein oder andere Jahr länger halten.

 

     

 

Tipp 5: Vorsicht ist geboten

Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, keinen Moralapostel-Absatz in diesem Beitrag einzusetzen. Aber hier ist er: Im Winter ist es gefährlich mit dem Motorrad zu fahren. Punkt! Ihr habt nur zwei Reifen, die für Fahrstabilität sorgen. Wenn nur einer davon blockiert, ist das Motorrad nur noch bedingt steuerbar. Passt also auf euch auf und lasst das Motorrad im Zweifelsfall lieber zu Hause stehen. Der nächste Frühling wird kommen und euer warten belohnen. Im Winter gibt es zahlreiche Autounfälle – richtig Autounfälle. Auch andere Verkehrsteilnehmer können euch gefährden; im Regelfall sind sie sogar eine größere Gefahr als ihr selbst, weil ihr sie nur bedingt einschätzen könnt.

Wir möchten euch absolut nicht davon abhalten, im Winter auf das Motorrad zu steigen – das machen wir auch. Aber genießt lieber die letzten Sonnenstrahlen und passt auf euch auf. Bald geht es wieder richtig los! Wir wünschen euch allen eine unfallfreie Wintersaison 2020!

 

 

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