Erstes Sprintrennen in Oschersleben – Hafeneger Renntrainings

Oschersleben erstes Rennen

Am 11. Und 12. Juli waren wir mit Hafeneger Renntrainings in Oschersleben auf der Rennstrecke und bestritten unser erstes Rennen – eine wahnsinnige Erfahrung!

Eigentlich war alles anders geplant. Eigentlich sollte endlich wieder die Yamaha R6 Rj03 ans Werk, leider gab es beim ersten Test mit dem Motorrad in Hockenheim einige kleinere Probleme, sodass wir das Bike erst vollständig fit machen wollen, bevor sie wieder auf die Rennstrecke darf. Als Überbrückung erfüllt die SV650 aber einen wunderbaren Dienst und wird hin und wieder auf dem Ring bewegt – Leistung ist lange nicht alles, jedes Bike mit etwas Schräglagenfreiheit bereitet auf der Strecke irrsinnigen Spaß!

 

 

Im Rahmen des zweitägigen Renntrainings hatten wir mehrere Ziele: An allererster Stelle steht der Spaß! Wir wollen keine schnellen Rundenzeiten unter Zwang herauspressen, sondern entspannt an die Sache herangehen und mit ganz entspannt schneller werden – da funktioniert auch viel besser als gezwungen später zu bremsen, mehr Schräglage zu fahren oder mit mulmigem Gefühl früher und härter das Gas aufzureißen.

Der erste Turn fiel leider direkt aus, weil sich ein anderer Fahrer in der dritten Kurve der ersten Runde recht übel in Kiesbett verabschiedete. Vermutlich waren die Reifen kälter als erwartet – wir hoffen an dieser Stelle, dass er sich keine bösen Verletzungen zugezogen hat. Im zweiten Turn hieß es also für uns: Mal vorsichtig einrollen uns sehen, den neuen Metzeler Racetec RR K3 anfahren und vorsichtig schauen, ob sich die Strecke seit unserem letzten Besuch 2018 verändert hat. Alles wie gewohnt. Super! Als schnellste Rundenzeit stand eine 2:04 Min im Livetiming. Wirklich nicht schnell, aber immerhin schon fünf Sekunden schneller als unsere Top-Zeit vom letzten Mal mit Serienfahrwerk und gedrosselter Leistung.

Über die nächsten Turns wurden wir immer schneller und es taten sich einige spaßige kleine Duelle auf. Ein Teilnehmer war auf einer Aprilia RS 250 unterwegs, eine kleine, federleichte Zweitakt-Supersportler. Mit ihm lieferten wir uns einige witzige Battles – Das hat Spaß gemacht! Die Rundenzeit wurde mit der Zeit immer besser. Am Ende von Tag 1 etwas im Bereich von 1:57 Min auf der Uhr – immer noch nicht sonderlich schnell, aber okay. Damit hielten wir uns in er blauen Gruppe (zweitlangsamste) und konnten gut mit den besser motorisierten anderen Bikes mithalten – den ein oder anderen sogar regelmäßig auf der Bremse überholen.

 

Oschersleben erstes Rennen
Unsere Einsatzzentrale im Fahrerlager

 

Fazit für Tag 1: Super! Alles heile gelassen, Spaß gehabt und im sehr lehrreichen Trackwalk mit WSBK-Kommentator und mehrfachem deutschen Meister Stefan Nebel und EWC-Pilot Dominic Vincon noch viel Potential für Verbesserungen gefunden.

Am nächsten Morgen hieß es wieder: Erstmal vorsichtig reinkommen, aufwärmen und den Kreislauf hochfahren – denn die Nacht war relativ kurz. Dabei probierten wir gleich die Tipss vom Vorabend aus. Im Fahrerlager guckten wir mit dem Gedanken „Naja, das kann ja nicht schnell gewesen sein“ ins Livetiming. Falsch gedacht! Ganz ohne Vollgasorgien und spätes Bremsen schon wieder eine neue Bestzeit gesetzt. Das zeigt wieder, wie wichtig eine gute Linienwahl ist. Sicherlich passt unsere Interpretation einer Ideallinie immer noch nicht ganz, aber der Weg scheint der richtige zu sein.

 

Oschersleben erstes Rennen
Typisches Rennstrecken-Feeling: Streckenplan, Snacks und Rennmotorräder!

 

Zwei Probleme hatten wir aber über beide Tage bis zum Ende des fünften Turns am zweiten Turn. Einerseits zehrt unser recht starkes Hanging-Off an den Kräften. Punkt zwei: Viel zu frühes Bremsen und damit zu wenig Speed im Kurveneingang… wie soll man den Kopf ausschalten und aus seiner Komfortzone heraustreten, wenn man eigentlich nur ein wenig Spaß haben will? Ganz einfach- man meldet sich für das Fun-Rennen an!

Doof gelaufen. Letzter Startplatz. Mit der R6 hätten wir vielleicht zumindest nicht ganz hinten gestanden – denn auf den beiden Geraden verliert die SV 650 schon viel Boden. Der letzte Startplatz heißt aber auch: Wir haben gar nichts zu verlieren und können nur gewinnen – oder schlimmstenfalls auf dem gleichen Platz rauskommen.

In der Warm Up Lap machte sich dann doch etwas Nervenkitzel breit… als dann der Starter auf die rote Startampel zeigte und die Strecke verließ wurde es nicht besser. Gut, Fokus nach vorne, rund 8000 Umdrehungen und darauf warten, dass die Lampen ausgehen. 3 – 2 – 1 Kupplung kommen lassen! Plötzlich überholten wir gleich vier oder fünf Fahrer noch vor der ersten Kurve. Das hat wohl gut gepasst. Beim Überhang zu Turn 2 ließen wir gleich den nächsten Fahrer hinter uns. Unfassbares Gefühl! Auf der kurzen Geraden zu Hasseröder-Kurve fuhr jemand wieder neben uns und konnte sogar kurz überholen. Auf der Bremse gingen wir aber wieder vor und konnten uns erstmal auf dieser Position halten. Das lief viel besser als gedacht! Dann ging es aus der Schikane heraus auf die Gegengerade – hier fuhr gefühlt das ganze Fahrerfeld an uns vorbei, weil die 76 PS schwache SV im Vergleich zu den Bikes der 600er und 750er Klassen einfach völlig untermotorisiert ist. Auf Start/Ziel ging nochmal ein Fahrer vorbei… Vorletzte Position nach Runde 1. Man könnte jetzt erwarten, man könnte unter dem Helm anfangen, erste Tränen zu vergießen, weil das Renne so unfair ist. Nein! Kopf hoch und weiter geht’s so einen Spaß hatten wir vorher noch nie!

Im Training trauten wir uns nie zu überholen und wollten nicht zu 100 Prozent ans eigene Limit heran. Im Rennen ändert sich das Mindset von jetzt auf gleich und man findet plötzlich Bremspunkte, die man vorher im Traum nicht erwartet hätte. Bestes Beispiel: Eingang in die Triple-Links. Hier bleiben wir mir der SV 650 einfach bis 5 Meter vor dem ersten Scheitelpunkt voll auf dem Gas… Normalerweise hatten wir das Gas schon rund 70 Meter vorher geschlossen und sogar noch leicht an der Bremse gezogen. Diese Erfolge zeigten sich später auch in der neuen Bestzeit: 1:53 Min statt 1:55 wie zuvor. Ein perfekter Abschluss für dieses unfassbar tolle Wochenende!

Im Rennen sind uns aber einige Probleme am Motorrad aufgefallen, die wir noch gar nicht kannten. Das Serienfederbein ist für diesen Einsatzzweck völlig ungeeignet, wurde zu heißt und verlor dementsprechend schnell die Dämpfung. Bildlcih gesprochen fühlte sich das Heck der Suzuki an wie ein Pogostick – Vor allem über die hohen Curbs in der Schikane oder über die Bodenwelle im Shell-S. Problem Nummer Zwei: Das Auspuffblech schleift in fast allen Rechtskurven und hebelt die SV ein bisschen aus. Besonders in der Hotelkurve untersteuerte das Motorrad deswegen ordentlich, sodass die Linie weiter gewählt werden musste als geplant. In der Hasseröder setze hin und wieder auch die Fußraste links auf. Unsere nächsten Tuning-Maßnahmen werden also ein anderer Endschalldämpfer (oder sogar eine komplette Rennsportanlage?), ein neues Federbein und eine verstellbare Fußrastenanlage.

 

Oschersleben erstes Rennen
Foto: Racepixx.de

 

Warum wollen wir das Bike jetzt plötzlich doch so stark für den Rennsport modifizieren, obwohl uns diese Probleme auf der Straße nie gestört haben? Ganz einfach: Wir wollen mehr solcher Rennen mit der SV bestreiten und häufiger mit der kleinen Suzuki auf die Rennstrecke– nur vielleicht lieber in homogenen Klassen. Möglichkeiten gibt es dafür zum Glück zur Genüge. Mal sehen, was uns nächstes Jahr erwartet. Im schlimmsten Fall müssen wir einige Teile regelmäßig wieder anbauen, um das Motorrad weiterhin auf der Straße fahren zu können – aber sehr viel langsamer und mehr als gemütliche Feierabendrunde!

Ach übrigens: Das Rennen haben wir auf dem letzten Platz beendet, aber nur knapp hinter dem Vorletzen. Hier konnten wir uns zwar einige Male ans Hinterrad klemmen, auf der nächsten Gerade fuhr der andere Fahrer aber wieder 100 Meter weg… Kein Grund zur Entmutigung. Nächstes Jahr kommen wir gestärkt wieder und werden noch deutlich schneller sein, denn da geht noch einiges!

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