Schraubertipps: Ölwechsel selbst durchführen

Teaserbild Ölwechsel Anleitung

Es steht mal wieder ein kleiner Service an? Ein Ölwechsel kann mit wenig Aufwand auch selbst durchgeführt werden. Wir zeigen, wie er korrekt durchgeführt wird.

Ein Motor braucht regelmäßig neues Motoröl. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Im Öl sammeln sich Rückstände der Verbrennung, kleine Partikel und geringe Mengen Wasser. Vor allem kleine Festkörper zerstören fragile Bauteile wie Lagerschalen sehr schnell und führen zum Motorschaden. Am besten läuft der Motor aber mit frischem, reinem Öl ohne störende Sedimente. Deshalb wird das Öl in regelmäßigen Abständen getauscht.

 

Welches Öl ist das richtige?

Hier gab es schon große Konflikte, denn Motoröl ist nicht gleich Motoröl. Beispielsweise unterscheiden sich verschiedene Schmiermittel in Ihrer Viskosität, ihrem bevorzugten Temperaturfenster und der Herstellungsmethode. Sicherlich habt ihr bereits Begriffe wie Mineralöl, teilsynthetisch oder vollsynthetisch gehört – doch was steckt dahinter? Das möchten wir kurz entschlüsseln.

Grundsätzlich empfehlen wir, stets auf die Vorgaben des Motorradherstellers zu achten. Für jedes einzelne Motorrad werden bestimmte Öle mit gutem Grund ausgesucht und freigegeben. Wer ein anderes Öl einfüllt, verliert die Gewährleistung und riskiert einen kapitalen Motorschaden.

 

Viskosität

Kurz gesagt, gibt die Viskosität an, wie zähflüssig eine Flüssigkeit oder ein Gas ist. In der Regel werden Öle mit Bezeichnungen wie „10W-40“, „5W30“ oder „10W-60“ betitelt. Die erste Zahl vor dem W (steht für „Winter“) sagt aus wie viskos das Öl bei -17,8° Celsius (0° Fahrenheit) ist. Die zweite Kennzahl sagt aus, wie Zählflüssig das Öl bei 100°C ist. Grundsätzlich gilt: Je höher eine der beiden Zahlen ist, desto dickflüssiger ist das Öl. Das heißt, ein 0W-40 und ein 0W-30 Öl sind im kalten Zustand gleich zäh, bei 100°C ist das 0W-30 aber etwas dünnflüssiger.

Damit der Motor im Winter wegen zu zähmen Öl nicht zu stark verschleißt, wird eher ein 0W- oder 5W- verwendet als ein 15W- oder 20W-Öl. Im Sommer oder bei Motorrädern, die lange stark belastet werden (z.B. im Motorsport), ist vor allem die Höhe des zweiten Werts ausschlaggebend, da der Motor heißer läuft. Je nach thermischer Belastung wird hier entschieden, wie dick das Öl sein sollte.

 

Mineral- oder Synthetiköl?

Motorenöle sind eine Veredelung von Rohölen, die aus der Erde gewonnen werden. Ein Mineralöl ist chemisch gesehen deutlich näher an seinem Quellöl als ein modernes Synthetiköl. Bei Synthetikölen wird zwar immer noch ein Rohöl als Basis verwendet. Im Herstellungsprozess wird dieses aber auf molekularer Ebene zerteilt und so wieder zusammengefügt, dass es die gewünschten Eigenschaften bestmöglich zu erfüllen. Aufgrund des höheren Aufwands fällt der Preis eines Synthetiköls natürlich auch höher aus als bei einem Mineralöl.

Doch nicht jeder Motor verträgt ein modernes vollsynthetisches Öl. Den bei solchen Ölen werden vom Hersteller oft Additive zugefügt, die Rückstände lösen. Bei älteren Motoren setzen sich Sedimente oft aber genau dort ab, wo ein wenig Material z.B. in einer Lagerschale abgetragen worden ist. Mit den festen Ablagerungen passt die Toleranz zwischen Pleuel und Pleuellager noch. Wenn die Ablagerungen aber gelöst werden, ist das Spiel etwas größer und führt zum stärkeren Verschleiß. Deshalb nutzen ältere Motorräder mit hoher Laufleistung häufig Mineralöle oder recht dickflüssige Synthetiköle.

 

Motoröl und Filter wechseln

 

 

Vorbereitungen

Vor dem Ölwechsel sollten alle nötigen Utensilien bereitliegen. Dazu gehören ein Auffangbehälter für das Altöl, eine großflächige Unterlage, ein Ratschenkasten, ein Ölfilterschlüssel, ein neuer Ölfilter und eine neue Ölabschlasschraube mit neuem Dichtring. Wir empfehlen außerdem dünne Gummihandschuhe. Diese ersparen später lästiges Schrubben.

Wichtig: Die Ölablassschraube ist nur dann der tiefste Punkt des Motorrades, wenn es aufrecht auf einer ebenen Fläche steht. Eine zweite Person zur Hilfe ist also sehr empfehlenswert. Auf einem Montageständer steht die Maschine nicht mehr gerade, deshalb bitte für den Ölwechsel nicht aufbocken!

 

Materialien auf Tisch
Alle Materialien sollten stets griffbereit stehen

 

Schritt 1: Motor warmlaufen lassen

Um das Öl zu wechseln, wollen wir, dass es möglichst dünnflüssig ist. Daher sollte das Öl beim entlassen vorgewärmt sein. Der Motor sollte aber nur so warm sein, dass die Arbeit am Bike nicht gefährlicher ist als notwendig. Verbrannte Finger und Co. sollte natürlich vermieden werden. Während der Motor warmläuft, kann die Unterlage bereits unter dem Motorrad platziert werden. Hier reicht ein großer Pappkarton aus, falls vorhanden ist eine Plane noch schöner.

 

Schritt 2: Motoröl ablassen

Bevor die Ablassschraube vollständig gelöst wird, sollte der Auffangbehälter darunter positioniert werden, damit das Öl nicht in die Umwelt gelangt. Die Schraube darf gelockert und um 1-2 Umdrehungen herausgedreht werden, bevor das Behältnis untergelegt wird. Danach kann die Schraube problemlos von Hand gelöst werden. Kurz bevor sie komplett aus dem Gewinde gedreht wird, lässt sie sich sehr leicht drehen. Dann heißt es: Zügig wegziehen und Öl Marsch!

 

Ölwanne untergestellt
Mit einer Auffangwanne gelangt kein Öltropfen in die Umwelt

 

Schritt 3: Neue Schraube montieren

Damit letzte Ölreste nicht wahllos heraustropfen, wird jetzt bereits die neue Ablassschraube eingesetzt. Vorher wird der neue Dichtring mit Altöl bestrichen. Beim Festziehen der neuen Schraube sollte stets das vom Hersteller vorgegebene Drehmoment beachtet werden. Eine zu lockere Schraube kann schnell zu Undichtigkeiten führen. Wer die Schraube zu fest anzieht, kann den Schraubenkopf zerstören oder gar Risse in der Ölwanne provozieren. Hier kann ein Blick ins Handbuch oder eine kurze Internetrecherche viel Geld und Zeit sparen.

 

Schritt 4: Ölfilter lösen

Wir tauschen beim Ölwechsel gleich den Filter aus. Viele Motorräder nutzen einen aufgeschraubten Ölfilter. Am einfachsten lässt er sich lösen, wenn er mit einer passenden Ölfilternuss gelöst wird. Alternativ gibt es unterschiedliche Ölfilterschlüssel mit Teilweise sind diese universell einsetzbar, teilweise für nur eine Größe vorgesehen. Solche Schlüssel erfüllen ihren Zweck ebenfalls, lassen sich aber etwas umständlicher bedienen.

 

Ölfiltereinsatz
Ölfiltereinsatz

 

Auch im Filter verbergen sich noch Ölreste. Da der Filter waagerecht herausgedreht wird, sind ein paar Tropfen beim Herausdrehen leider unumgänglich. Umso wichtiger ist es, das Behältnis für das Altöl geschickt zu platzieren. Wer Hilfe von einer zweiten Person hat, kann hier ganz einfach im Team arbeiten, um den Garagenboden sauber zu halten.

Bei unserer Yamaha XV535 Virago sitzt der Filter hinter einer Abdeckung am Motorblock. Nachdem wir die Abdeckung mit drei Schrauben gelöst haben, lässt sich der Ölfilter einfach herausnehmen. Jetzt beschmieren wir die Dichtfläche des Dichtrings mit etwas Altöl, um die Fläche nicht zu beschädigen. Nun wird der neue Filter eingesetzt und die Abdeckung wieder angeschraubt.

 

Schritt 5: Neuen Ölfilter einsetzen

Jetzt kann bereits der neue Ölfilter montiert werden. Bei aktuellen Bikes ist am Ölfilter bereits ein neuer Dichtring angebracht. Bei einigen älteren Modellen muss dieser vorher aufgesetzt werden. Häufig wird dazu geraten, den Filter vorher mit Öl zu füllen. Da er bei den meisten Motorrädern aber waagerecht sitzt, ist das leider nicht immer möglich.

Ein neuer geschraubter Filter sollte nur gut handfest gezogen werden. Vermutlich ist beim Lösen des alten Filters bereits aufgefallen, dass er enorm fest saß. Zuliebe des feinen Gewindes also bitte die Handkraft etwas zügeln. Meist geben die Hersteller hier auch ein genaues Anzugsmoment an. Wer keine passende Nuss hat, muss aber auf das eigene Gefühl vertrauen.

 

Schritt 6: Neues Motoröl einfüllen

Nun darf das neue Öl eingefüllt werden. Wir haben uns für das Touring Hightech 10W-30 Mineralöl von Liqui Moly entschieden. Die richtige Ölmenge kann bei den meisten Motorrädern am Motordeckel abgelesen werden. Nach dem Einfüllen prüfen wir den Ölstand mit dem Ölmessstab, dann darf das Bike zum ersten Mal angelassen werden. Während der Motor läuft, verteilt sich das Schmiermittel im Motor, dementsprechend sinkt der Füllstand – Bei laufendem Motor geben wir langsam Öl dazu, bis der richtige Füllstand erreicht wird. Wichtig: Das Motorrad mit geradestehen. Wenn es auf einem Ständer abgestellt wird, kann der Ölstand nicht korrekt abgelesen werden. Nach der ersten Fahrt empfehlen wir eine letzte Kontrolle des Ölstandes. Ein prüfender Blick auf die Ablassschraube und den Ölfilter schadet auch nicht. Wenn bei der Montage etwas schiefgelaufen sein sollte, tritt das Öl dort aus.

 

Neues Motoröl einfüllen
Vorsicht beim Einfüllen!

 

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2 thoughts on “Schraubertipps: Ölwechsel selbst durchführen”

  • Otto

    Bremsservice an dem Vorder- und Hinterrad

    Reply
    • Niklas Schäfer

      Die Bremsen werden wir auf jeden Fall auch noch überholen 🙂

      Reply

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