Erfahrungsbericht: Metzeler Sportec M7 RR

Der Metzeler Sportec M7 RR soll sowohl bei trockener als auch nasser Straße viel Fahrspaß bereiten. Bei uns durfte er sich in nahezu jedem möglichen Szenario beweisen. Wir haben ihn über mehrere Reifensätze ausprobiert und berichten von unseren Erfahrungen.

Die meiste Zeit wurde er bei trockenem Wetter auf der Landstraße bewegt, häufig aber auch auf nassen Straßen und sogar im Winter bei nur 5°C. Im Mai nutzten wir ihn in Oschersleben auf der Rennstrecke bei fast 30°C Außentemperatur und tasteten uns an sein Limit. Dazu sei gesagt, dass wir ihn auf einer Suzuki SV 650 ABS L7 aufgezogen haben, die über einen langen Zeitraum als A2-Motorrad mit nur 48 PS gefahren wurde und entsprechend wenig Drehmoment zusammenbrachte. Nach der Entdrosselung haben wir den Reifen natürlich weiterhin getestet.

 

Eigenschaften

Metzeler selbst bewirbt den Sportreifen mit seiner unglaublichen Vielseitgkeit. Er soll sowohl bei nasser als auch auf trockener Fahrbahn den optimalen Kontakt zwischen Motorrad und Fahrbahn gewährleisten. Grundsätzlich können wir dies bestätigen, müssen aber Abstriche machen.

Wer den Reifen auf der Landstraße zügig bewegt, bringt ihn schnell auf Temperatur und erreicht ein hohes Gripniveau. Wenn es allerdings besonders rasant zugehen soll und der Reifen noch etwas stärker beansprucht wird, steht er den Mitbewerbern nach, die ausschließlich für den Trockenbetrieb entwickelt worden sind. Für begabte Fahrer mit gesundem Verständnis für die Straßenverkehrsordnung sollte dieser Fall jedoch nicht eintreten, bis zum Erreichen der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit fährt der M7 RR sehr sicher und bietet noch mehr als genügend Reserven. Einer der Vorteile des Metzeler Sportec M7 RR ist die kurze Aufwärmphase. Bei 15 bis 20°C Außentemperatur benötigt er nur wenige Kurven und Bremsvorgänge, um eine solide Leistung abrufen zu können. Im Umkehrschluss baut er die Temperatur aber auch schnell wieder ab, wenn die rasante Kurvenfahrt beendet wird. Wer lange Zeit durch Ortschaften gefahren ist und nach dem Ortsausgangsschild sofort am Kabel zieht, könnte vereinzelt kleine Rutscher erfahren. Zumeist tänzelt das Hinterrad am Kurvenausgang ein paar Zentimeter nach außen, wenn noch nicht genügend Temperatur im Gummi ist. Von einer Gefahr ist hier natürlich nicht zu sprechen.

 

Der Metzeler Sportec M7 RR gibt sich durch sein S-förmiges Profil zu erkennen. (Bild: Metzeler)

 

Eine Besonderheit macht den Sportec M7 RR aus, die sowohl als Vor- als auch als Nachteil aufgefasst werden kann: Seine irrwitzige Leichtfüßigkeit. Richtungswechsel gelingen dem Sportreifen ohne Probleme, auch enge Kurven lassen sich spielerisch einleiten. Was ihm dabei jedoch fehlt, ist etwas Stabilität. Vor allem bei langsamer Fahrt kippt das Motorrad oft tiefer in die Kurve als erwünscht, genauso bringen sanfte Bodenwellen schnell Unruhe in die Linie. Prinzipiell macht es dem Sportec nichts aus, dem Fahrer hingegen schon. Wer auf Metzelers M7 umsteigt und die ersten Meter vorsichtig angeht, wird sich vermutlich nach einem besseren Sicherheitsgefühl sehnen. Für den Einsatz auf der Hausstrecke, bei der der Fahrer ohnehin jeden Meter kennt, eignet sich der Reifen wunderbar. Es macht riesigen Spaß mit ihm gemeinsam um die Ecken zu hasten. Wichtig ist nur, seinen Reifen zu kennen und zu schätzen. Bremsvorgänge und Beschleunigungen stabilisieren das Motorrad. Der M7 RR will stets belastet werden, erst dann funktioniert er richtig.

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportreifen arbeitet er mit einer vergleichbar weichen Karkasse und einer etwas härteren Gummimischung. ­­­­­­­In Kombination mit der spitzen Reifenkontur kippt er eben schneller ein, fängt sich aber schnell wieder. Wer versehentlich zu schnell in eine Kurve rollt, wird die Leichtfüßigkeit sofort lieben lernen. Korrekturen der Linie sind auch in tiefer Schräglage noch möglich – Selbst bei mittelmäßig starken Bremsvorgängen in Schräglage stellt sich der Reifen kaum auf. Mit etwas Übung sind Bremsvorgänge bis tief in die Kurve hinein möglich und erhöhen sogar die Fahrstabilität, weil das Vorderrad stärker auf die Straße gedrückt wird.

Auf der Autobahn macht der Sportec M7 RR leider wirklich keine gute Figur. In Sachen Geradeauslauf macht die spitze Reifenkontur einen Strich durch die Rechnung. Vor allem schnellere Fahrten mit 180 Kilometern pro Stunde und mehr verlangen ein hohes Maß an Konzentration.

 

Erfahrungen auf der Rennstrecke

Wir haben es uns nicht nehmen lassen den Reifen auch auf der Rennstrecke auszuführen, um sein Limit auszuloten. Schließlich ist dies auf der Landstraße nicht möglich. Dazu haben wir die Motorsport Arena Oschersleben gewählt. Oschersleben zeichnet sich durch seine schönen, langen Radien aus. Harte Bremsmanöver wie etwa nach der langen Gegengeraden runden das Paket ab und haben uns genau gezeigt, was der Reifen kann und was nicht. Oschersleben fordert einen flüssigen Fahrstil, während der Metzeler Sportec M7 RR immer belastet werden will – eigentlich keine gute Kombination? – Falsch! Wer spät und tief in die Kurve hineinbremst, kann sauber und gezielt einlenken. Auch beim Herausbeschleunigen bleibt der Reifen stabil und stellt sich nur langsam auf. Solange das Gas in der Kurve früh und linear geöffnet wird, fühlt sich der Reifen pudelwohl auf der Rennstrecke.

 

 

In unserem Fall geriet er jedoch etwas ins Schwitzen, weil die Außentemperatur von fast 30°C in Kombination mit den langen Belastungsphasen viel Temperatur ins Gummi brachte. Sogar etwas zu viel für den Straßenreifen. Deshalb äußerte er sich zum Ende der 20-minütigen Turns mit leichten Unsicherheiten auf dem Vorder- und Hinterrad. Im Fahrerlager zeigt sich zwar ein wunderschönes Reifenbild, aber auch ein enormer Verschleiß. Mehr als 6 Tage unter diesen Bedingungen würde der Hinterreifen nicht mitmachen, der Vorderreifen schafft vielleicht 10. Für Supersportverhältnisse wäre dies ein gutes Ergebnis, die gedrosselte SV bringt aber keine gigantischen Drehmomentberge zusammen und geht demnach eher zaghaft mit dem Gummi um. Mit steigendem Fahrkönnen, stellt der Reifen auch auf der SV 650 irgendwann einen Flaschenhals dar, für unsere ersten Gehversuche reichte er allerdings noch aus. Viel mehr muten wir ihm allerdings nicht mehr zu – Wer regelmäßig auf dem Rundkurs unterwegs ist, bedient sich besser bei der Racetec-Serie von Metzeler.

 

Laufleistung

Oft wird heiß darüber diskutiert, wie lange ein Reifen hält. Dies hängt leider stark vom jeweiligen Fahrstil und Motorrad ab, sodass eine einfache Angabe in Form einer Kilometerzahl kaum möglich ist. Wir sind den Metzeler Sportec M7 RR über 18.000 Kilometer gefahren und haben nur zwei Vorderreifen und drei Hinterreifen verschlissen. An dieser Stelle muss aber angemerkt werden, dass wir nicht jede Fahrt mit sportlichem Ehrgeiz angehen und den Reifen auch über den Winter viel bewegt haben. In diesen Phasen verschleißt er weniger, sodass auch lange Laufleistungen möglich sind. Fahrer, die das Hobby nur an ausgewählten Sommertagen ausüben und dafür sportlicher unterwegs sind, erreichen vielleicht nur 2.500 bis 3.000 Kilometer mit einem Hinterreifen.

 

Fazit

Die einen lieben ihn, die anderen werden mit ihm nicht warm. Der Grund für die sehr unterschiedlichen Meinungen zum Metzeler Sportec M7 RR ist höchstwahrscheinlich seine spitze Kontur und sein ewiger Wille nach mehr Spaß. Wer sich auf die wilde Kurverei mit spätem Bremsen und frühem Beschleunigen einlässt, wird irrsinnigen Spaß haben. Wer es etwas zaghafter angeht, verliert das Gefühl für das Gummi und klagt über zu wenig Kurvenstabilität. Grundsätzlich empfehlen wir jedem sportlich engagierten Motorradfahrer, der auch bei Regen fährt, den Reifen einmal aufziehen zu lassen. Aus unserer Sicht ist er ein toller Allwetterreifen mit viel Grip, ausreichender Laufleistung und hohem Spaßfaktor, solange er artgerecht rangenommen wird. Je nach Reifendimensionen und Saison werden für einen Satz zwischen 210 und 280 Euro fällig. Damit ist der Reifen zwar teurer als Diagonalreifen wie zum Beispiel der Heidenau K80, aber meist etwas günstiger als seine Konkurrenten, die für reinen Trockenbetrieb ausgelegt sind.

 

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