Der Motorradhelm soll gut aussehen, optimal passen, im Ernstfall bestmöglichen Schutz bieten und keinesfalls die Sicht einschränken. Der Kauf eines neuen Motorradhelms ist ein sehr komplexes, wie auch emotionales Thema. Um etwas Licht in ins Dunkle zu bringen haben wir diesen Ratgeber für den nächsten Helmkauf zusammengestellt.
Integralhelme
Die Integralhelme sind die wohl bekannteste Gruppe der Motoradhelme. Sie reichen vom Einsteigerhelm aus Thermoplast für rund 80 Euro, bis hin zum Racer-Helm, welcher von unseren Idolen im MotoGP getragen wird für ca. 1500 Euro. Die enormen Preisunterschiede kommen vor allem durch die unterschiedlichen Materialien zustande, die in de verschiedenen Klassen verarbeitet werden. Während ein Einsteigerhelm aus einem Thermoplast hergestellt wird, einem günstigen Kunststoff, kommen im Bereich des Rennsports Materialien wie Carbon, Fiberglas und Kevlar zum Einsatz. Neben dem Preis unterscheidet beide Kategorien vor Allem das Gewicht. Zudem verfügt der Konsequent auf Leichtbau ausgelegte Racer-Helm meist über ein deutlich ausgeprägteres Belüftungssystem.
Auch der Lieferumfang fällt deutlich üppiger aus. Dieser reicht von einem Pinlock (Antibeschlagscheibe), über einen Helmbeutel, bis hin zu einem getönten Visier, variierend von Hersteller zu Hersteller. Ein Augenmerk bei der Konstruktion von Helmen für den Rennsport liegt auf dem Sichtfeld, welches der Helm bietet. Mit dem Kinn auf dem Tank muss es dem Fahrer möglich sein, die Strecke mit nach oben gerichteten Augen im Blick zu behalten, ohne durch die Kante des Helmes in der Sicht eingeschränkt zu werden. Es handelt sich um die vermeintlich einfachste Konstruktion eines Motorradhelms, doch nur auf den ersten Blick. Diese Helme sind hochkomplex und von der Aerodynamik, über die verwendeten Materialien, bis hin zur Passform auf einen einzigen Zweck hin konzipiert – Racing. Alle für die Rennstrecke konzipierten Helme sind mit dem Doppel D-Ring Verschlusssystem ausgestattet, da dieses am leichtesten, sichersten und zudem stufenlos in der Weite einstellbar ist. Die Einsteigerhelme werden hingegen häufig mit einem Ratschenverschluss ausgestattet, da dieser einfacher zu bedienen ist. Alle in Deutschland verkauften Helme sind nach derselben Norm (ECE 22/05) getestet. Unterschiede in Sachen Sicherheit sind im Rahmen dieser Norm, trotz des enormen Preisunterschieds, also nicht zu erwarten.
Viele moderne Integralhelme sind mit einem integrierten Sonnenvisier ausgestattet. Zwar ist das System nicht mehr taufrisch, doch deutlich neuer als die Idee des Integralhelmes an sich. Hier ist ein zusätzliches kleineres, getöntes Visier in den Helm integriert, welches bei Bedarf heruntergeklappt werden kann. Die Preisspanne reicht von rund 100 bis 800 Euro. Vorteile bringt dieses System vor Allem für die Fahrer mit sich, die das Visier nicht während einer Tour wechseln möchten. Mit einem Sonnenvisier könnt ihr euch wechselnden Lichtverhältnissen jederzeit anpassen. Vor allem im Frühjahr oder im Herbst macht sich die Funktion bezahlt. Das Hochklappen des dunklen Visiers während einer Tunneldurchfahrt ist ebenfalls nichtmehr nötig, sodass man am Folgetag nicht mit einer Bindehautentzündung zu kämpfen hat.
Klapphelme
Der Klapphelm wirkt in seinem geschlossenen Zustand wie ein normaler Integralhelm. Es ist allerdings möglich, das Kinnteil des Helmes über unterschiedlichste Mechanismen nach oben zu klappen und es dort einrasten zu lassen.
In Deutschland darf nur dann offen gefahren werden, wenn der klappbare Kinnschutz mit einer Verriegelung ausgestattet ist. Der Helm ist in diesem Fall mit dem Zeichen „P/J“ ausgestattet. Doch warum gibt es diese Art Helm und für wen bringt sie Vorteile mit sich? Ganz klar, für Brillenträger. Zwar sind heute bereits viele Integralhelme mit brillenfreundlichen Kanälen im Innenfutter ausgestattet, doch ist es selten so einfach die Brille in den Helm zu führen, wie bei einem offenen Klapphelm. Leider hat auch diese Medaille ihre Kehrseite. Die durch den Klappmechanismus verursachte „Sollbruchstelle“ im geschlossenen Zustand muss durch zusätzliches Material aufgefangen werden, was den Helm im Vergleich zu einem Integralhelm deutlich schwerer macht. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn der Klapphelm mit einer Sonnenblende ausgestattet ist, was heutzutage fast zum Standard gehört. Zudem sind die meisten Modelle deutlich lauter als ihre geschlossene Verwandtschaft, da es im Bereich der Verschlusskante zu Verwirbelungen kommen kann. Unser Tipp für Brillenträger: Versucht zunächst Integralhelme mit brillenfreundlichem Interior. Solltet ihr hier nicht fündig werden, bietet der Klapphelm euch eine gute Alternative.
Fazit
Die Wahl des richtigen Helmes ist eine sehr individuelle Sache. Sie hängt vor allem vom Einsatzgebiet und individuellem Geschmack ab. Um den optimalen Helm zu finden lohnt es sich einen Fachhandel aufzusuchen um von den Erfahrungen der Verkäufer zu profitieren. Um die Suche zu vereinfachen gibt es ein paar Dinge, über die ihr euch zuvor Gedanken machen solltet:
- Welches Budget steht dir zur Verfügung
- Für welches Einsatzgebiet brauche ich einen Helm (Alltag, Tour, Rennstrecke,)
- Was ist dir besonders wichtig? (Belüftung, Geräuschentwicklung, Sichtfeld, Sonnenblende, Pinlock)
Habt ihr euch zuvor über diese Dinge Gedanken gemacht, ist die halbe Arbeit bereits getan und der richtige Helm wird sich schnell finden lassen.