Yamaha YZF-R7 2021: Nachfolgerin einer Legende?

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Yamaha erweitert sein Supersport-Sortiment endlich wieder um ein neues Motorrad. Die neue Yamaha R7 kombiniert den bewährten CP2-Motor der MT-07 mit einem Supersport-Chassis. Wir sind gespannt!

Supersport und Paralleltwin in einem Satz? Genau richtig gehört! Fans der alten Schule werden sich nun mächtig aufregen und dafür plädieren, dass eine Supersportler immer – und wirklich immer von einem 600 ccm Reihenvierzylinder angetrieben werden muss. Naja, die geliebte R6 hat die Homologation leider nicht mehr schafft und wurde kaum gekauft. Mittlerweile ist sie nur noch als Rennstreckenmotorrad zu haben.

CP2-Motor aus der MT-07

Yamaha planzt einen anderen wunderbaren Motor in die neuen R7: Den schmalen 689 ccm Crossplane-Zweizylinder aus der nackten MT-07. Kurz beschrieben: klein, schmal, leicht und vor allem eins: drehmomentstark! Der kleine Paralleltwin mit 270 Grad Hubzapfenversatz baut durch die unregelmäßige Zündfolge ein stolzes Drehmoment von 67 Nm bei 6.500 U/min auf, welches laut dem japanischen Hersteller sehr linear ausfällt. Ist dem in der Praxis so, rechnen wir mit seh gut nutz- und beherrschbarem Druck in jedem Drehzahlbereich. Die maximale Leistung von 73,4 PS (54 kW) ruft die R7 bei 8.750 U/min ab.

Blau oder Schwarz? Wir würden die blaue nehmen.

Keine Nachfolgerin der Legende

Einfach gesagt: Die R7 ist keine würdige Nachfolgerin der streng limitierten, mächtigen YZF-R7 aus 1999. Der aufmerksame Leser hat es vielleicht schon erspäht: Der neuen R7 fehlt das Kürzel YZF, welches bei die Supersport-Klasse des Herstellers beschreibt.

Selbst Yamaha gibt offen und ehrlich zu, dass die neue R7 natürlich keine ehrenwerte Homamge an das damalige Homolgationsbike für die 750 Superbike-WM ist. Deshalb gibt es die kleine Variantion in der Namensgebung. Trozdem freuen wir uns riesig auf ein quirliges, Sportmotorrad!

Keine Angst vor wenig Leistung

Innerhalb der letzten Jahre hat sich leider ein riesiger Leistungswahn innerhalb der Motorrad-Community entwickelt. Motorräder, die heute „nur 150 Pferdchen“ haben, sind plötzlich lahme Eisen. Erst mit 200 PS ist man am Stammtisch wieder im Gespräch. Doch warum eigentlich?

Auf der Landstraße kann Niemand diese immense Leistung sicher (und ansatzweise mit der Straßenverkehrsordnung vereinbar) abrufen. Wenn dann immer die Elektronik zur Hilfe eilen muss, um dem Fahrer aus der Patsche zu helfen, stimmt etwas nicht. Auch kleine Bikes können höllischen Spaß bereiten!

Die Yamaha R7 hat 73 PS. Das ist heute wirklich keine Welt, aber eben die gesunde Mittelklasse. Doch was braucht ein sportlicher Motorradfahrer, um Spaß zu haben? Viele Kurven, wenig Gewicht, ein gutes Fahrwerk und stimmige Bremsen. Dazu eine passende Ergonomie, um so richtig mit dem Motorrad zu verschmelzen. Das ist das Rezept für Spaß auf der Landstraße, es braucht nicht zwingend 100 PS und mehr.

Leichter Rahmen, einstellbares Fahrwerk

Auch wenn die R7 auf dem Papiert keine YZF ist, trägt sie Supersport-Gene in sich. Das beginnt beim leichten, schmalen Rohrrahmen. Das Vorderrad hängt an einer voll einstellbaren 41 mm USD-Gabel von Kayaba (KYB). Volleinstellbar meint in diesem Fall Federvorspannung, Druck- und Zugstufe. Für High- und Lowspeed-Justierung gibt es keine Unterscheidung, das sollte aber gut zu verkraften sein. KYB installiert die Druckstufe im linken und die Zugstufe im rechten Holm. Das spart vor allem Kosten, welche in der hart umkämpften Mittelklasse für viele Neu- und Wiedereinsteiger nicht ganz unwichtig sind.

Der Lenkkopfwinkel fällt mit 23,7 Grad für eine Supersportler ziemlich typisch aus und entspricht ziemlich genau dem Maß der R6 RJ 27 (ab 2016). Der Nachlauf von 90 mm ist etwas kleiner. Beim Radstand entscheidet sich Yamah für 1395 mm, damit ist die R7 20 mm länger als die aktuelle YFZ-R6.

Monocross-Federbein

Yamaha spendiert der neuen Mittelklasse-Supersportler ein Monocross-Federbein. Hinter der bezeichnung steckt eine Umlenkung, die das Federbein etwas untypisch anlenkt. Leider lässt sich anhand der Bilder nicht genau erkennen, wie diese exakt umgesetzt ist. Das Federbein liegt fast waagerecht zwischen der Aluminium-Schwinge und dem Rahmen. Laut Yamaha trägt das zur Massenzentralisierung bei, welche bei der R7 mit 51 : 49 (vorne : hinten) sehr neutral ausfällt.

Bremsen: Radialsättel und Radialpumpe

Leider werden Mittelklasse-Nakedbikes und -Supersportbikes oft mit mageren Bremsen bestückt, wobei auch hartes Ankern enormen Spaß bereiten kann. Wenn dann noch das Gefühl für die Verzögerung passt, gewinnt der Fahrer gleich viel mehr Vertrauen für sein Motorrad.

Diesen Ansatz scheinen die Japaner zu verfolgen und schnallen der R7 zwei Vierkolben-Radialbremsättel an die Gabelfüße. Leider finden wir keine Angabe zum Durchmesser der Bremsscheiben auf den hübschen 10-Speichen-Felgen. Anhand der Bilder würden wir vorsichtig auf 300 Millimeter tippen. Dafür wissen wir, dass der vordere Bremszylinder (oft „Bremspumpe“ genannt) auch radial sitzt. Viele vergleichbare Motorräder arbeiten mit axialen Bremspumpen mit einer Umlenkung. Durch die Umlenkung geht meist etwas Gefühl für die Bremse verloren. Schön zu hören, dass die R7 mit einer Radialbremspumpe kommt! Ein ABS hat die R7 selbstverständlich auch.

Optik: zwischen Jubelschrei und Verzweiflung

Man merkt vielleicht: Wir haben uns ein wenig in die Twin-Supersportler verguckt. Und bekanntlich sind die inneren Werte ja am wichtigsten, trotzdem ein paar Gedanken zur Optik.

Die R7 fügt sich nahtlos in die Supersport-Familie von Yamaha ein. Der M-förmige Lufteinlass wird von zwei grimmigen LED-Positionslichtern flankiert. Genau wie bei der großen Schwester YZF-R1. Bis hierher gefällt uns die Front mehr als gut! Doch die R7 trägt ihren Front-Scheinwerfer in der Mitte, der die kantige, aufgeräumte Frontmaske leider ein wenig verunstaltet. Vielleicht liegt das aber nur an den Fotos, oft wirken solche Details in der Realität deutlich schöner. Daher: abwarten.

Umso besser gefallen uns wieder der Tank mit seinen schicken Lufteinlässen und das superschmale Heck. Insgesamt achtet Yamaha auf eine sehr schmale Silhouette, denn fehlende Leistung wird durch gute Aerodynamik ausgeglichen. Natürlich wirkt das Bike nicht ansatzweise so potent wie seine Schwestern R1 oder R6, muss sie aber auch gar nicht. Wir finden, sie kleidet sich ihrer Leistungsklasse angemessen.

Ergonomie: entwickelt von japanischen Testfahrern

„Die sportliche Sitzposition der R7 ist das Ergebnis vieler Stunden, die die Yamaha Werksfahrer mit Testfahrten zugebracht haben“. So preist Yamaha die Sitzposition der neuen R7 in der Pressemitteilung an. Klingt super, für kleine Fahrer ist die Sitzposition also vermutlich optimal. Größere Fahrer könnten Probleme bekommen, sich hinter den Windschild zu falten, denn grudnsätzlich sind japanische Testfahrer sehr klein – und damit meinen wir wirlich klein!

Wir gehen aber auch davon aus, dass Yamaha die R7 nicht ganz so radikal gestaltet wie etwa die R6, welche zu 100 Prozent auf Performance getrimmt ist. Bei der R7 warten wir eher eine leicht aufrechte Sitzposition, lassen uns aber gern von einer wirklich sportlichen Haltung überrachen.

Ab Oktober bei den Händlern

Ein bisschen müssen wir uns noch gedulden. Ab Oktober dürfte die Yamaha R7 bei den Partner-Motorradhändlern stehen. Einen Preis gibt es leider noch nicht. Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass auf dem Preisschild eine Zahl unterhalb von 9000 Euro stehen könnte.

Was uns sehr freut und positiv überrascht: Es wird ein GYTR-Programm für die Twin-Sportler geben. Dort finden Racing-Freunde eine Akrapovic-Titan-Abgasanlage, einen Quickshifter, Motorschutzdeckel und Kühlerschutz.

Für die Landstraßen-Fahrer gibt es auch werksseitig einen kurzen Kennzeichenhalter, LED-Blinker und ein Tankpad. Schade, dass LED-Technik nicht standardmäßig verbaut wird.

Bilder und Quelle: Yamaha

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