Viele Motorradfahrer sind mit der Sitzposition auf der Maschine nicht ganz zufrieden. Ein neuer Lenker kann das Problem lösen und kostet nicht viel Geld. So wird der Umbau fachgerecht umgesetzt.
Vorbereitung
Bevor es losgeht, solltet ihr euch mit einem für euch passenden Lenker und Werkzeug ausrüsten. Neben Ring- oder Maulschlüsseln sowie Inbusschlüsseln benötigt ihr auch eine Bohrmaschine, einen Körner und im besten Fall eine Werkbank. Dazu passende Kleidung, die dreckig werden darf und ein wenig handwerkliches Geschick. Um Schrauben-Wirrwarr zu vermeiden, sollten Behälter für Schrauben, Muttern und andere Bauteile vorbereitet werden. Ein Montageständer vereinfacht die Arbeit, ist aber nicht zwingend notwendig.
Bei der Wahl des Lenkers sind eure eigenen Vorlieben gefragt. Wir möchten uns auf der Suzuki SV 650 ABS aus den Jahr 2017 in eine etwas sportlichere Sitzposition zwingen. Deshalb fällt die Wahl auf einen flacheren Straßenlenker von ABM. Konkret hört er auf den Namen ABM Streetbike 0239. Dieser fällt rund zwei Zentimeter flacher aus als das Serienbauteil. In unserem Fall müssen keine längeren Bremsleitungen verlegt werden. Wer sich jedoch bei höheren Tourenlenkern und zusätzlichen Klemmböcken bedient, kommt darum vermutlich nicht herum.
Umbau
Demontage
Nun geht es los – wir starten mit dem Umbau. Zunächst gilt es, alle Armaturen zu demontieren. Die meisten davon werden einfach an die Lenkstange geklemmt. Dabei sollten zunächst die äußeren Anbauten demontiert werden, danach die inneren. Wenn eines der Anbauteile nach dem Lösen der Schrauben nicht gelöst werden kann, darf keine Gewalt angewendet werden. Bei zu großer Krafteinwirkung brechen die nach innen zeigenden Kunststoffpins schnell ab, die den Gasgriff und die Lichtarmatur in Position halten.
Sobald der Lenker komplett von sämtlichen Armaturen befreit ist, wird er am Klemmbock gelöst. Üblicherweise kommen dort vier Inbus-Schrauben zum Einsatz. Bei der Demontage des Klemmbocks muss auf dessen Ausrichtung geachtet werden. In der Regel markiert ein Pfeil, ein Punkt oder eine Kerbe das vordere Ende. Werden alle vier Schrauben gelöst, lässt sich das obere Teil abnehmen und der alte Lenker lässt sich herausnehmen.
Mehr Tuning und Umbauten:
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Bohrlöcher setzen
Der Lenker kommt natürlich ohne Löcher aus dem Karton, da jeder Fahrer andere Präferenzen hat. Deshalb müssen neue Löcher gebohrt werden. Um diese richtig zu setzen, lohnt es sich, 30 Minuten zusätzlichen Aufwand zu investieren. Dafür darf der neue Lenker in den Klemmbock gesetzt und alle Armaturen mit Kunststoffnasen locker montiert werden. Jetzt werden die Positionen der Nasen markiert, das Ankörnen erfolgt wenige Millimeter weiter außen.
Nun werden alle Armaturen wieder demontiert, die Lenkstange an einer Werkbank eingespannt und der Bohrer bereitgelegt. Alle Bohrstellen sollten mit einem Körner vorbereitet werden, damit der Bohrer nicht abrutscht. Zunächst sollte ein kleines Loch (ca. 3mm) vorgebohrt werden, danach wird mit einem größeren Bohrer nachgebohrt. Wie groß das Loch sein sollte, geben eure Armaturen vor – Die inneren Kunststoffpins müssen in das Loch passen. Zuletzt sollten die scharfkantigen Löcher entgratet werden.
Endmontage & Kontrolle
Wenn alle Löcher gebohrt sind, wird der Lenker endgültig montiert. Wie das funktioniert, sollte durch die vorherigen Arbeiten nun fast blind funktionieren und nur wenige Minuten in Anspruch nehmen. An dieser Stelle eine Erinnerung: Der Klemmbock muss mit der richtigen Ausrichtung montiert werden. Jetzt noch die Spiegel ausrichten und die erste Fahrt mit neuem Lenker darf fast losgehen. Zuvor sollten alle Armaturen noch einmal auf Festigkeit kontrolliert werden – vor allem die Teile, die in den selbstgebohrten Löchern befestigt sind.
Erfahrungen
Zunächst haben wir den Streetbike 0239 von ABM in der Farbe Schwarz montiert. Er fällt deutlich flacher aus als die Lenkstange, die Suzuki serienmäßig montiert. Deshalb sitzt der Fahrer etwas stärker nach vorn geneigt auf dem Motorrad, wobei sich die Belastung auf die Handgelenke kaum verändert. Dafür aber der Winkel zu den Spiegeln: Leider sorgt die veränderte Geometrie dafür, dass die Spiegel schlechter eingesehen werden können. Zusätzlich ist der nachgerüstete Lenker etwas breiter. Glücklicherweise mussten wir keine Bremsleitungen oder Bowdenzüge verlängern – Der Zeit- und Kostenaufwand ist daher gut überschaubar.
Während der Fahrt macht sich der flachere Bau des Alurohrs deutlich bemerkbar. Wegen der tieferen Position der Hände nimmt die Maschine Lenkbefehle williger entgegen. Außerdem haben wir die positive Erfahrung gemacht, dass sich die Radien mit weniger Kraftaufwand korrigieren lassen. Wenn also ein Hindernis auf der Straße liegen sollte, kann gekonnt ausgewichen werden. In der Anfangsphase wirkt das Motorrad ungewohnt unruhig, nach einigen Kilometern, lässt es sich aber gezielt dirigieren.
Der Stahllenker Superbike 0084 ist bis auf wenige Millimeter exakt so breit wie der Streetbike 00239 aus Aluminium, baut aber etwas höher auf und wiegt merklich mehr. Wie auch beim 0239 können alle vorhandenen Leitungen und Bowdenzüge verwendet werden. Für unseren Geschmack steht er der wendigen SV 650 nicht ganz so gut wie der Aluminiumlenker. Einen fahrerischen Vorteil bietet er während der Fahrt: Durch das zusätzliche Gewicht wirkt er auf den ersten Kilometern nicht so unruhig wie der Streetbike 0239. Gleichzeitig, braucht es minimal mehr Kraft, um die Linie während der Kurvenfahrt zu korrigieren. Welcher ist nun besser? – Ganz klar eine Frage des Geschmacks! Uns sagt der Streetbike 0239 etwas mehr zu, sportlicher als das Serienbauteil sind beide Modelle.